Wer sich bereits ein oder mehrere Male einem Bewerbungsgespräch stellen musste, kennt sie bereits: die berüchtigten Bewerbungsfragen. Diese Fragen werden oftmals allen Bewerbern gestellt, um deren Antworten und damit auch die verschiedenen Bewerber besser miteinander vergleichen und eine Auswahl treffen zu können.

Um die Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch zu erleichtern, hat Wohnen-im-Alter die meistgefragten Bewerbungsfragen zusammengestellt und passende Antwortempfehlungen abgegeben. So steht dem Bewerbungsgespräch in der Pflege nichts mehr im Weg.

Inhaltsverzeichnis

Frage 1: „Warum sollten wir gerade Sie einstellen?“

Der Interviewer will nicht nur sehen, warum der Bewerber der oder die Richtige für die Stelle ist, sondern auch, wie er mit einer sogenannten „Stressfrage“ umgehen kann. Denn: Mit Frage 1 wird gezielt Druck ausgeübt.

Unser Rat

Jetzt noch mal Alles geben und zeigen, dass man auch mit „Soft Skills“ wie Belastbarkeit und Kommunikationsstärke ausgestattet ist!

Bei dieser Frage sollte der Bewerber ruhig und so präzise und sachlich wie möglich auf die eigene Qualifikation hinweisen und die Eignung für die Stelle erläutern. Die Antwort fällt denjenigen leichter, die im Vorfeld zum Beispiel eine einfache Tabelle erstellen, in der sie die wichtigsten Anforderungspunkte der Stellenausschreibung den einzelnen persönlichen Kompetenzen gegenüberstellen.

Frage 2: „Was begeistert Sie in Ihrer täglichen Arbeit als Pflegekraft?“

Mit dieser Frage versucht der Interviewer herauszufinden, wie es um die Motivation des Bewerbers steht. Kein Arbeitgeber hat Interesse an unmotivierten Arbeitnehmer*innen.

Unser Rat

Das Stichwort lautet hierbei „intrinsische Motivation“. Bei der Frage ist es wichtig, dem Interviewer zu vermitteln, dass die Begeisterung aus dem Schaffen der alltäglichen Arbeit hervorgeht und einem das Wohl der Patienten/innen/ Bewohner*innen/ Kunden*innen am Herzen liegt.

Unbedingt verhindern sollte man Antworten wie „weil ich beruflich was erreichen will und mir Karriere sehr wichtig ist“. Diese Antworten sind im Vertrieb/ Marketing vielleicht optimal, jedoch für den Pflegesektor ungeeignet. Auch Antworten wie „weil mir die Arbeit Spaß macht!“ wären zu ungenau und zeigen nur wenig Motivation.

Tipp

Vor dem Gespräch ist es wichtig, sich genau Gedanken darüberzumachen, was einen bei der täglichen Arbeit antreibt und wofür man sich besonders engagiert.

Frage 3: „Was wünschen Sie sich von Ihrem zukünftigen Arbeitgeber?“

Mit dieser Frage versucht der Interviewer herauszufinden, ob die Person im menschlichen und in seinen allgemeinen Ansichten zum Unternehmen passt. Andersrum kann der/die Bewerber*in herausfinden, ob der potenzielle Arbeitgeber das Richtige ist.

Unser Rat

Machen Sie sich genaue Gedanken darüber, was der Arbeitgeber heutzutage erfüllen muss, um Sie über längere Zeit halten zu können. Welche Benefits brauchen Sie neben einem attraktiven Gehalt? Wie sieht es mit den Weiterbildungsmöglichkeiten aus? Wie sicher ist der Arbeitsplatz? Welcher Führungsstil wird im Unternehmen gelebt? Welche Zusatzleistungen gibt es neben dem Grundgehalt? Wie weit kann ich mich in die Unternehmensprozesse mit einbringen?

Wichtig ist nicht zu dick aufzutragen, dadurch könnten Sie gegenüber anderen Mitbewerber*innen einen Nachteil erhalten. Deshalb unbedingt realistisch bleiben.

Frage 4: „Wo sehen Sie sich beruflich und privat in fünf Jahren?“

Einen motivierten Bewerber erkennt ein Personaler daran, dass er sich sowohl private, als auch berufliche Ziele steckt.

Unser Rat

Wer einen Masterplan hat, weiß auch, wo er gerade im Leben steht. Der Bewerber sollte kurz ausführen, was ihm an seiner momentanen beruflichen Situation gefällt und damit sein zukünftiges berufliches Interesse begründen. Dabei sollten Beispiele
genannt werden.

Auch auf die Frage nach den privaten Angelegenheiten sollte eingegangen werden, statt mit einem Verweis auf die in einem Vorstellungsgespräch unzulässigen Fragen abzublocken. An dieser Stelle ist es jedoch nicht erforderlich, allzu sehr ins Detail zu gehen. Es ist vielmehr ein Zeichen von Stabilität, wenn der Bewerber antwortet, er sei zufrieden mit seiner derzeitigen privaten Situation und deshalb müsse sich nichts ändern.

Frage 5: „Wie gehen Sie mit Konfliktsituationen um?“

Der Personaler möchte sich davon ein Bild machen, wie Sie mit Konfliktsituationen wie zum Beispiel einem Pflegefehler oder mit Kollegen*innen umgehen. Diese könnten sein:

Sie haben ein Medikament falsch verabreicht, was tun Sie jetzt?

Sie haben Streit mit einem/einer Kollegen*in, wie gehen Sie damit um?

Unser Rat

Bei dieser Frage ist es wichtig, Selbstbewusstsein zu zeigen. Auch ist es wichtig, sich selbst die Fragen zu stellen:

  • Bin ich Konfliktscheu?
  • Stelle ich mich Konflikten aufrichtig?
  • Stehe ich zu meinen Fehlern?
  • Wie löse ich Konflikte?

Angebracht wäre ein ehrliches lösungsorientiertes Verhalten gegenüber dem/der Personaler*in. Hierbei kann der potenzielle Arbeitgeber abwägen, in welche Hinsicht der/die Bewerber*in Unterstützung bei Konflikten benötigt.

Wichtig ist, die eigenen Stärken und Schwächen bei dieser Fragestellung im Einklang zu halten und nicht unglaubwürdig rüber zu kommen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst.

Frage 6: „Was sind Ihre Gehaltsvorstellungen?“

Der Personalverantwortliche eruiert, ob die Gehaltsvorstellungen des Bewerbers zu denen des Unternehmens passen. Erwartet wird meist die Angabe einer Bandbreite, zum Beispiel 30.000 bis 35.000 Euro Brutto-Jahresgehalt.

Unser Rat

Rund ein Drittel aller Bewerber wird wegen zu hoher Gehaltsvorstellungen abgelehnt. Der Bewerber sollte sich daher bereits vor dem Gespräch über das branchenübliche Gehalt für die ausgeschriebene Stelle oder gegebenenfalls über einen jeweiligen Tarifvertrag informieren. Falls das Unternehmen weniger bietet, sollte der Bewerber sich verhandlungsbereit zeigen, anstatt strikt auf seinen Forderungen zu beharren. Stattdessen sollte dieses Thema bis zum ersten Gehaltsgespräch mit dem neuen Arbeitgeber verschoben werden, wenn der Bewerber den Job sicher in der Tasche hat.

Frage 7: „Welche Fragen haben Sie an uns?“

Zweck der Frage ist zu sehen, wie sehr sich der Bewerber wirklich für das Unternehmen und die Stelle interessiert.

Unser Rat

Verläuft ein Bewerbungsgespräch optimal, handelt es sich um einen flüssigen Dialog. Das setzt voraus, dass auch der Bewerber hin und wieder Fragen stellt. Daher sollte der Bewerber nicht darauf warten, bis der Gegenüber ihn dazu auffordert! Mit den richtigen Fragen, kann das Interesse am Unternehmen an der richtigen Stelle unterstrichen werden.

Tipp

Im besten Fall überlegt der Bewerber sich die eine oder andere Frage
bereits im Vorfeld und ist so bestens vorbereitet.

Fachspezifische Fragen

Im Bereich der Pflege gibt es viele unterschiedliche Settings. Dazu gehören unter anderem neben der stationären Altenpflege, ambulanten Pflege, Rehabilitationspflege, klinische Pflege auch die Fachpflege. Bereiten Sie sich vor dem Gespräch unbedingt auf den Bereich vor, für den Sie sich beworben haben. Personaler*innen fragen oft diese Fragen um zu sehen, wie hoch der Wissensstand der Bewerber*in ist. Mögliche Fragen sind:

  • Welche Formen der Demenz gibt es? (stationäre Altenpflege)
  • Welche Expertenstandards gibt es? (allgemein Pflege)
  • Welche Beatmungsformen kenn Sie? (Intensivpflege)
  • Welche neurologischen Krankheitsbilder sind Ihnen bekannt? (Rehabilitationspflege, Neurologie Klinik)
  • Was ist ein EKG? (allgemein Klinik, Kardiologie)

Seien Sie auch hier Selbstbewusst, wenn Sie eine Frage nicht beantworten können, seien Sie ehrlich und versuchen Sie sich nichts zusammenzureimen. Eine gute Antwort auf eine Frage, die Sie nicht beantworten können, wäre „Das weiß ich leider nicht, aber ich bin gewillt es zu lernen.“ oder „das weiß ich leider nicht, dass müsste ich nochmal nachlesen.“

Achtung: Unerlaubte Fragen!

Man kann es kaum glauben, aber es gibt tatsächlich Fragen, auf die der Bewerber beim Vorstellungsgespräch keine Antwort geben muss. Dies schreibt der Gesetzgeber vor.

Unzulässige Fragen, sind Fragen nach…

  • Krankheit oder Behinderung
  • Beruf des Partners / der Partnerin
  • Vereins-, Partei-, Gewerkschafts- und Religionszugehörigkeit
  • Kündigungsgrund oder Austrittsgrund im Fall des früheren Arbeitgebers
  • Vorstrafen
  • Schwangerschaft, Kinderwunsch
  • Heiratsplänen
  • Vermögensverhältnissen

Natürlich kann ein erfahrener Personalverantwortlicher trotzdem vieles über den Bewerber in Erfahrung bringen, beispielsweise mit Hilfe einer Überrumpelungstaktik, um zu sehen, ob der Bewerber unsicher reagiert, oder mittels bestimmter Fragetechniken wie Fangfragen, Suggestivfragen und ähnlichem.

Für ihn ist beispielsweise von Interesse: Ist der Bewerber diszipliniert? Ist er loyal, engagiert und selbstbewusst? Hat er analytische Fähigkeiten? Ist er sozial kompetent?

Wenn der Bewerber sich die Antworten auf die Standard-Bewerbungsfragen zurechtlegt, sollten er diese Zielsetzung des Personalverantwortlichen im Hinterkopf behalten und Antworten vermeiden, die ihn in ein falsches Licht rücken könnten.

Viele Personaler greifen in Bewerbungsgesprächen auf standartisierte Bewerbungsfragen zurück. Wer sich im Vorfeld auf diese vorbereitet und Antworten zurechtlegt, wird das Bewerbungsgespräch erfolgreich meistern.