Die Pflegebranche in Deutschland erlebt eine bemerkenswerte Entwicklung, die nicht nur durch die steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen, sondern auch durch eine zunehmende Bedeutung der ambulanten Pflegedienste gekennzeichnet ist. Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom 11. Mai 2023 hat sich die Zahl der Beschäftigten in ambulanten Pflegediensten innerhalb von 20 Jahren mehr als verdoppelt. Diese positive Entwicklung ist ein wichtiger Indikator für den wachsenden Bedarf an Pflegepersonal, um den steigenden Anforderungen im Pflegebereich gerecht zu werden.
Beschäftigte in ambulanten Pflege- und Betreuungsdiensten und Pflegeheimen | Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2023
Laut den Daten von Destatis waren zum Jahresende 2021 insgesamt 442.900 Personen bei ambulanten Pflegeeinrichtungen beschäftigt, was einem Anstieg von 134 % im Vergleich zu 2001 entspricht. Diese Zunahme ist in erster Linie auf den steigenden Bedarf an ambulanter Pflege zurückzuführen, da immer mehr Pflegebedürftige die Möglichkeit nutzen, zu Hause gepflegt zu werden. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Pflegebedürftigen, die von solchen Diensten versorgt werden, um 141 % an.
Die Pflegebedürftigen werden vorwiegend zu Hause versorgt, wobei von den insgesamt knapp 4,96 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland Ende 2021 nur rund ein Sechstel vollstationär in Pflegeheimen betreut wurde. Fünf von sechs Pflegebedürftigen erhielten ihre Pflege zu Hause, wobei auch ambulante Pflegedienste und Angehörige eine wichtige Rolle spielen. Selbst unter denjenigen mit dem höchsten Pflegegrad (Pflegegrad 5) wurden noch 51,4 % zu Hause gepflegt.
Zahl der ambulanten Pflegedienste
Die Bedeutung der ambulanten Pflege spiegelt sich auch in der Zahl der Pflegedienste wider, die binnen 20 Jahren um 45,1 % gestiegen ist. Gab es 2001 noch 10.600 ambulante Dienste, waren es Ende 2021 bereits 15.400. Dabei werden gut zwei Drittel der Pflegedienste von privaten Trägern betrieben. Die Anzahl der Dienste in der Hand freigemeinnütziger Träger (30,8 %) und öffentlicher Träger (1,3 %) ist dagegen gesunken.
Zahl der Beschäftigten
Auch die Zahl der Beschäftigten in Pflegeheimen ist in den letzten 20 Jahren gewachsen, wenn auch nicht so stark wie bei den ambulanten Pflegediensten. Von 2001 bis 2021 stieg die Zahl der Beschäftigten in Pflegeheimen um 71 %, von 475.400 auf 814.000 Personen. Parallel dazu hat sich die Zahl der vollstationär versorgten Pflegebedürftigen um 31 % erhöht, während die Zahl der teilstationär versorgten Pflegebedürftigen im gleichen Zeitraum sogar um 1.090 % gestiegen ist. Diese Zahlen verdeutlichen die wachsende Bedeutung der Pflegeheime als eine wichtige Option für die Unterbringung und Versorgung von pflegebedürftigen Menschen.
Ein weiteres interessantes Detail, das aus den Daten hervorgeht, ist die Teilzeitquote bei den Beschäftigten in ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen. Bei den ambulanten Pflegediensten beträgt die Teilzeitquote 68,1 %, während sie in Pflegeheimen bei 63,3 % liegt. Bei beiden Pflegedienstleistungen ist die Teilzeitquote bei weiblichen Beschäftigten deutlich höher als bei den männlichen. Diese hohe Teilzeitbeschäftigung spiegelt die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Pflegebranche wider, um den Bedürfnissen der Beschäftigten gerecht zu werden und gleichzeitig die Pflegequalität aufrechtzuerhalten.
Ein Faktor, der weiterhin berücksichtigt werden muss, ist der Bildungsstand der Beschäftigten. Laut den Zahlen von Destatis verfügt ein Viertel der Beschäftigten in der Pflege über keinen Berufsabschluss. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von Bildungs- und Aufstiegschancen in der Pflegebranche, um die Qualifikation und Professionalisierung des Pflegepersonals voranzutreiben.
Fazit
Insgesamt verdeutlichen die Daten des Statistischen Bundesamtes, wie wichtig die Pflegebranche für die Gesellschaft ist und wie sehr sie sich in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat. Die steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen und die Bedeutung der ambulanten Pflege veranschaulichen den wachsenden Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal und die Herausforderungen, die die Pflegebranche in den kommenden Jahren bewältigen muss. Die Zunahme der Beschäftigten in ambulanten Pflegediensten ist demnach ein positives Zeichen für die steigende Relevanz der ambulanten Pflege und die Bereitschaft, pflegebedürftige Menschen in ihrem häuslichen Umfeld zu unterstützen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung auch in Zukunft anhält und weiterhin Investitionen in die Pflegebranche getätigt werden, um die Versorgung pflegebedürftiger Menschen auf einem hohen Niveau sicherzustellen.
Weitere Ergebnisse und Statistiken:
- Publikation „Pflegestatistik 2019 – Deutschlandergebnisse“
- Blog Artikel: „Zahl der Pflegebedürftigen gestiegen“
- Blog Artikel: „Destatis Pflegestatistik – Personal“