Mit dem steigenden gesellschaftlichen Bewusstsein für die Rechte und Bedürfnisse der LSBTI*-Gemeinschaft hat sich auch der Fokus auf queere Menschen im Alter verstärkt und die Frage nach einer inklusiven Umgebung wird immer dringlicher.
Dieser Blogbeitrag betrachtet die historische Entwicklung der Queer-Rechte in Deutschland seit den 1950er Jahren, beleuchtet die spezifischen Herausforderungen und Diskriminierungen, mit denen queere Senioren konfrontiert sein könnten, und wirft einen Blick auf positive Beispiele und Best Practices, die das Wohlbefinden älterer LGBTQ+-Personen fördern. In einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels und der Vielfalt spielt die Akzeptanz queerer Menschen im Alter eine zentrale Rolle für ihre Lebensqualität und das Gefühl der Zugehörigkeit.
Inhaltsverzeichnis
- Definition von Queer im Kontext des Alterns
- Warum das Thema relevant ist
- Die Entwicklung der Queer-Rechte im Laufe der Zeit
- Besondere Herausforderungen und Diskriminierung im Alter
- Gesundheit und Wohlbefinden
- Queere Kultur und soziale Akzeptanz im Alter
- Best Practices – positive Beispiele im Alltag
- Fazit
- Quellen
Queer im Alter | Quelle: pexels
Definition von Queer im Kontext des Alterns
Statistiken zufolge gehören etwa 5-10 % der Gesamtbevölkerung der LSBTI*-Gemeinschaft an. Davon sind etwa eine Million Menschen, die sich der LSBTI*-Community zugehörig fühlen, älter als 65 Jahre. Dies bedeutet, dass auch in Pflegeeinrichtungen queere Menschen leben und in Zukunft leben werden.
Infopunkt
LSBTI* steht für Lesbisch, Schwul, Bi, Transgender und Intergeschlechtlich. Das Sternchen soll darauf hinweisen, dass das Spektrum an geschlechtlicher Vielfalt aber noch deutlich größer ist.
Warum das Thema relevant ist
In den letzten Jahren ist ganz klar ein gesellschaftlicher Fortschritt und ein wachsendes Gerechtigkeitsbedürfnis in Bezug auf die LSBTI*- Gemeinschaft zu erkennen.
Alleine politisch mit der Einführung der „Ehe für Alle“ (2017), das Verbot von Konversionstherapien bei Minderjährigen (2020) sowie in Bereichen wie Kultur, Sport und im alltäglichen Leben.
Die Einbeziehung von queeren Themen (im Alter) und öffentliche Diskussionen tragen dazu bei, diesen gesellschaftlichen Fortschritt immer weiter voranzutreiben. Dies ist besonders relevant in einer Zeit, in der sich gesellschaftliche Normen und Einstellungen zu Geschlecht und Sexualität verändern.
In Bezug auf Queersein im Alter ist es im Angesicht einer alternden Bevölkerung und, der nicht zu ignorierenden Anzahl an LSBTI*-Menschen über 50 Jahren, entscheidend, dass auch Pflegeeinrichtungen eine inklusive Umgebung schaffen, die die Bedürfnisse aller Senior*innen, unabhängig von deren sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, berücksichtigen.
Die Entwicklung der Queer-Rechte im Laufe der Zeit
Seit den 1950er Jahren hat sich in Deutschland in Bezug auf die Einstellung der Gesellschaft zur Homosexualität und der LSBTI*-Gemeinde einiges getan. Die Zeit von 1950 bis heute ist geprägt von Fortschritten, Rückschlägen und hart erkämpften Errungenschaften für die Rechte von Menschen mit nicht-heteronormativen Identitäten. Der historische Hintergrund ist relevant, um queere Menschen über 65 Jahren besser verstehen zu können.
Besondere Herausforderungen und Diskriminierung im Alter
Im Alter können queere Menschen spezifischen Herausforderungen und Diskriminierungen ausgesetzt sein, die sich von Erfahrungen von heteronormativer Menschen unterscheiden. Nicht alle queeren Menschen teilen dieselben Herausforderungen. Die Erfahrungen können je nach individuellem Hintergrund und Kontext variieren. Eine Sensibilisierung, inklusive Pflegeeinrichtungen und soziale Unterstützung in Form von Netzwerken, spielen eine große Rolle bei der Bewältigung genannter Herausforderungen. Sie schaffen eine sichere Umgebung für queere Menschen im Alter.
Gesundheit und Wohlbefinden
Ältere queere Menschen haben spezielle Gesundheitsprobleme aufgrund von Diskriminierung und begrenztem Zugang zu medizinischer Versorgung. Das kann zu psychosozialem Stress führen, der wiederum physische Gesundheitsprobleme verursacht. Zudem beeinträchtigt dieser Stress, ausgelöst durch Diskriminierung und soziale Isolation, das Wohlbefinden älterer queerer Menschen und erhöht das Risiko von Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Gesundheitsproblemen.
Queere Senioren könnten zögern, medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen, wenn sie unsicher sind, ob ihre Identität von den Gesundheitsdienstleistern respektiert und verstanden wird. Dieser Mangel an queerfreundlichen Gesundheitsdienstleistungen könnte zu unzureichender Versorgung führen. Zudem haben ältere queere Menschen spezifische Bedürfnisse im Bereich sexuelle Gesundheit, darunter die Aufklärung über sich ändernde Risiken und Präventionsmaßnahmen bezüglich HIV/AIDS. Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen, sei es aufgrund der sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität oder Vorurteile gegenüber älteren Menschen, könnten die Bereitschaft dieser Senioren beeinträchtigen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Eine starke Gemeinschaftsunterstützung und soziale Netzwerke sind für das Wohlbefinden älterer queerer Menschen von großer Bedeutung. Queere Gemeinschaftszentren, LGBTQ+-Organisationen und soziale Treffpunkte spielen dabei eine wichtige Rolle, um soziale Isolation zu verringern. Gleichzeitig ist die kulturelle Kompetenz von Pflegeeinrichtungen entscheidend, um die spezifischen Bedürfnisse älterer queerer Menschen zu verstehen und zu respektieren. Dies umfasst die Schulung des Personals, die Schaffung sicherer Räume und die Förderung von Akzeptanz.
Queere Kultur und soziale Akzeptanz im Alter
Best Practices – positive Beispiele im Alltag
In einer Zeit, in der queere Senioren mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind, erzählen Erfolgsgeschichten und bewährte Praktiken von einem alternativen Narrativ des positiven Alterns. Diese inspirierenden Beispiele beleuchten nicht nur die individuelle Resilienz queerer Menschen im Alter, sondern auch erfolgreiche Programme und Initiativen, die darauf abzielen, das Wohlbefinden älterer LGBTQ+-Personen zu fördern und eine vielversprechende Zukunft zu gestalten.
Fazit
Die Reflexion über „Queer im Alter“ bietet Einblicke in eine facettenreiche Entwicklung, spezifische Herausforderungen und ermutigende Initiativen für die LSBTI*-Gemeinschaft. Die historische Veränderung in Bezug auf Queer-Rechte spiegelt gesellschaftlichen Fortschritt wider. Herausforderungen wie soziale Isolation, Diskriminierung in Pflegeeinrichtungen und spezifische Gesundheitsprobleme erfordern gezielte Sensibilisierung und inklusive Maßnahmen.
Positiv sind Best Practices wie „Lebensort Vielfalt“ und Projekte zur Öffnung der Altenhilfe für LSBTI. Die Wertschätzung von queerer Kultur im Alter sowie soziale Akzeptanz und Unterstützung spielen eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden älterer queerer Menschen – eine Entwicklung, die weiterhin im Fokus unserer Gesellschaft stehen sollte.
Quellen
- https://www.lsvd.de/de/ct/934-Von-1933-bis-heute-Lesben-und-Schwule-in-Deutschland-und-der-DDR
- https://queer-im-alter.de/
- https://queer-im-alter.de/vernetzung#c206
- https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/altenhilfeeinrichtungen-fuer-geschlechtliche-vielfalt-sensibilisieren-165254
- https://awo.org/queer-im-alter-oeffnung-der-altenhilfeeinrichtungen-fuer-die-zielgruppe-lsbtiq
- https://www.regenbogenportal.de/
- https://queeraltern.ch/
- https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/pflege-queer-100.html
- https://www.qiio.de/queer-im-alter-am-ende-des-regenbogens/
- https://schwulenberatungberlin.de/angebote/lebensort-vielfalt/