Während der Corona-Krise wurde applaudiert – doch wohl kaum einer weiß wirklich, welchen Umständen das Pflegepersonal standhalten muss.

Gewalt in der Pflege

Die Umfrage von Report Mainz und Zeit Online deutet auf ein enormes Problem hin. Bei der Umfrage nahmen mehr als 1000 Angestellte teil. Befragt wurde das Personal hinsichtlich persönlicher Erfahrungen mit Gewalt im Berufsalltag.

Das Ergebnis:

Ganze 81 Prozent der Pflegekräfte erleben Gewalt im Berufsalltag. Nach der Frage hinsichtlich der Art der Gewalt wurden Tritte, Faustschläge, Ohrfeigen oder Angriffe mit Gegenständen genannt.

Bezüglich der Gewalt gegenüber Pflegepersonal gibt es kaum Statistiken, nur vereinzelte Studien oder wenige amtliche Zahlen, da diese knapp erfasst werden. Sprich: Es fehlt ein Melderegister.

„Manche werden nur verbal ausfällig. Dann gibt es welche, die spucken, die schlagen, die kratzen.“

„Es ist auf jeden Fall demütigend. Gerade, weil wir ihnen ja helfen wollen. Und wenn einem dann als Dankeschön ins Gesicht gespuckt wird, ist das nicht schön.“

Angestellte auf einer Intensivstation

Der Grund der Befragung sind zunehmende Hinweise bzw. Erfahrungsberichte über derartige Vorfälle, die auf sozialen Netzwerken vorzufinden sind.

Vergangene Befragungen

Auch Befragungen in der Vergangenheit weisen auf die hohe Gewaltbereitschaft hin.

2015 wurden Beschäftigte im Notfallbereich der Berliner Charité befragt. 95 Prozent gaben an, im vergangen halben Jahr beschimpft worden zu sein. Weiter wurde ein Drittel der Befragten angegriffen.

Auch die Befragung von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste und Wohlfahrtspflege aus dem Jahr 2018 zeigt die erhöhte Gewaltbereitschaft gegenüber dem Pflegepersonal. 80 Prozent wurden binnen eines Jahres verbal und körperlich angegriffen. Dabei führten die Geschädigten an geschubst, getreten, gebissen, gekniffen oder gar geschlagen worden zu sein.

„Ich werde ungefähr einmal im Monat angegriffen.“

„Mit Beschimpfungen kann ich umgehen, alles andere nehme ich persönlich.“

Gesundheits- und Krankenpfleger auf einer Intensivstation

Ursachen

Ursachen für die Gewalt sind vielfältig. Alkohol, Drogen oder psychische Traumata sind in diesem Zusammenhang erdenkbare Auslöser. Einige Patienten und Patientinnen werden aus einer Angstsituation heraus aggressiv und gewalttätig. Auch nach Narkosen kommt es zu Vorfällen, da die Personen in dem Zustand oft desorientiert sind. Wenn die Wartezeit für eine Behandlung andauert, bekommt das Personal den Unmut zu spüren.