Mein-pflegejob.de hat sich auch dieses Jahr mit dem Thema der Entlohnung in der Pflege auseinandergesetzt und den Zeitraum April 2021 bis Mai 2022 aus unserer aktuellen Gehaltsumfrage ausgewertet. Im Wettstreit bei der Personalgewinnung und langfristiger Bindung der Mitarbeiter in der Pflege, spielen einige Faktoren eine Rolle – zwei davon sind: Das Gehalt und die Mitarbeiterbenefits. Was Pflegekräfte nach Fachbereichen bundesweit im Jahr 2022 verdienen, welche Zusatzleistungen in der Pflegebranche angeboten werden und mit welchen Benefits Sie sich als Arbeitgeber von der Konkurrenz abheben können, um das knappe Pflegepersonal für sich zu gewinnen und langfristig zu binden, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
Entlohnung in der Pflege – was sieht das Gesetz vor
Seit August 2010 gilt ein spezieller Pflegemindestlohn in der Alten- und Langzeitpflege sowie seit Januar 2015 für die ambulante Krankenpflege. Nach längeren Verhandlungen zum Tarifvertrag wurde dieser Mindestlohn im April 2022 deutschlandweit für ungelernte Pflegehilfskräfte auf 12,55 EUR, für einjährig qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 13,20 EUR und für Pflegefachkräfte auf 15,40 EUR angehoben. Zum Vergleich: Der allgemein gesetzliche Mindestlohn liegt in Deutschland (Stand: Juli 2022) bei 9,82 EUR brutto/Stunde.
Ab September 2022 soll nun das Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) in Kraft treten, welches eine tarifliche Entlohnung in der Pflege vorschreibt. So dürfen ab dem 1. September nur noch diejenigen Pflegeeinrichtungen zur Versorgung zugelassen werden, die mit ihren Pflegekräften tarifgebunden sind. Das heißt, Pflegeeinrichtungen müssen ihr Pflege- und Betreuungspersonal nach einschlägigem Pflege-Flächentarif oder nach kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen entlohnen. Bei nicht tarifgebundenen Pflegekräften müssen diese nach einem Pflege-Haustarifvertrag einer Einrichtung in der Region desselben Bundeslandes, vergütet werden. Eine Entlohnung darf somit die Tarifhöhe nicht mehr unterschreiten.
Die Einführung einer tariflichen Entlohnung in der Pflegebranche soll die Arbeitnehmer vor Lohndumping schützen, den Arbeitgebern einen fairen Wettbewerb ermöglichen und die Pflegebranche generell attraktiver machen.
Für Pflegebetreiber bedeutet dies, dass Versorgungsverträge, welche vor dem 1. September abgeschlossen wurden, bis Ende August an das GVWG angepasst werden müssen. Neben den steigenden Zuzahlungen kann dies für Arbeitgeber aber auch positiv betrachtet werden: Sie erhöhen Ihre Chancen auf neues Pflegepersonal!
So viel verdienen Pflegekräfte in Deutschland 2022 wirklich
Da wir nun wissen, wie die gesetzliche Entlohnung in der Pflege aussieht, werfen wir einen Blick auf die Ergebnisse der mein-pflegejob.de Gehaltsumfrage 2021/2022. Der Zeitraum April 2021 bis Mai 2022 der Umfrage wurde ausgewertet und daran nahmen 1.364 Personen, zwischen 18 und 65 Jahren, aus unterschiedlichen Pflegeberufen aus allen Bundesländern Deutschlands teil. Neben den demografischen Angaben, wie Alter, Geschlecht und Bundesland, wurden auch Angaben zum Pflegejob abgefragt: Fachbereich, Anstellungsart, monatliches Bruttoeinkommen und Sonderleistungen, um einige zu nennen. Hauptuntersuchungsgrund der Umfrage war das Brutto-Gehalt.
Aus den Antworten der Teilnehmer war so ein durchschnittliches Monatseinkommen für Pflegekräfte von 2.899,84 € in Vollzeit und 1.996,33 € in Teilzeit zu verzeichnen. Im Vergleich zu der vorherigen mein-pflegejob.de Gehaltsumfrage 2017/2018 kann man für Pflegekräfte eine durchschnittliche Gehaltserhöhung von ca. 475 € bei Vollzeitkräften und ca. 188 € bei Teilzeitkräften erkennen.
Gehalt pro Fachbereich | Quelle: Mein-pflegejob.de Gehaltsumfrage 2022
Schauen wir uns die Gehälter pro Fachbereiche für Vollzeitkräfte genauer an, so sehen wir, dass Pflegefachkräfte mit 3.096,99 € zwar gut und mehr als das Durchschnittseinkommen aller Pflegeberufe (2.899,84 €) verdienen. Jedoch vor allem die Pflegeberufe mit mehr Verantwortung und Personal unter sich, wie Heimleitung, Pflegedienstleitung und Qualitätsmanagement, das höchste monatliche Brutto-Gehalt erhalten, dicht gefolgt von Wohn- und Praxisleiter*innen. Am wenigsten verdient der Fachbereich Alltagsbegleitung mit einem monatlichen Durchschnittseinkommen von 1.450,00 €.
Bezogen auf das Geschlecht arbeiten mehr Frauen als Männer in der Pflegebranche und auch hier ist eine leichte „Gender Pay Gap“ zu erkennen. In Bezug auf den Fachbereich hat unsere Umfrage ergeben, dass fast drei Mal so viele Männer in einem Bereich, der am besten in der Pflege bezahlt wird, tätig sind.
Im Vergleich zu der alten Umfrage aus 2017/2018 sind die Gehälter zwar gestiegen, dennoch bestehen große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern, dem Geschlecht und dem Alter in Bezug auf das monatliche Durchschnittseinkommen.
Die komplette Auswertung finden Sie hier sowie eine Zusammenfassung in PDF-Format.
Die Löhne der Pflegekräfte stellen für die Pflegeeinrichtungen einen wesentlichen Kostenfaktor dar, jedoch darf man, besonders als Arbeitgeber in der Pflege, nicht vergessen, dass das Gehalt zugleich ein Instrument zur Gewinnung und langfristiger Mitarbeiterbindung sowie auf einem Fachkräfte-mangelnden Markt von erheblicher Bedeutung ist. Wer hier als Arbeitgeber nicht mithalten kann, sollte versuchen den Unterschied zu den Konkurrenzgehältern mit nicht-monetären Zusatzleistungen auszugleichen. Ansonsten gewinnt man kein neues Pflegepersonal und bestehende Mitarbeiter bekommen früher oder später das marktübliche Gehalt mit wertvolleren Benefits bei der Konkurrenz angeboten.
Welche Zusatzleistungen sind in der Pflege im Einsatz
In unserer Gehaltsumfrage haben wir von den Teilnehmer*innen ebenfalls wissen wollen, welche zusätzlichen Leistungen sie erhalten, bspw. Sonderzahlungen, Urlaubsgeld, Vermögenswirksame Leistungen etc.
Angegebene Zusatzleistungen insgesamt | Quelle: Mein-pflegejob.de Gehaltsumfrage 2022
Aus den Angaben der Teilnehmer wird ersichtlich, dass Zusatzleistungen wie „Weihnachtsgeld“, „Urlaubsgeld“ und „kostenlose Getränke“ in allen Fachbereichen der Pflege am häufigsten angeboten werden und mittlerweile zur Grundausstattung der Entlohnung in der Pflege gehören. Andernfalls sind „Begrüßungsgeld“, „Kinderbetreuung“ und „Teildienstprämie“, sowohl von der Häufigkeit als auch nach den Fachbereichen betrachtet, noch immer selten vertreten. Jeweils nur 1,23 % der gesamt Befragten erhalten diese Zusatzleistungen.
Zusatzleistungen pro Fachbereich | Quelle: Mein-pflegejob.de Gehaltsumfrage 2022
Betrachtet nach dem angegebenen Durchschnittsgehalt der Teilnehmer kann man beobachten, dass die Fachbereiche die das niedrigste Durchschnittsgehalt von 2.459,83 € erhalten zudem ein breiteres Spektrum an monetären Zusatzleistungen, wie beispielsweise “Urlaubsgeld”, erhalten und somit ihr niedrigeres Gehalt damit ausgeglichen wird.
Diejenigen, die das höchste durchschnittliche Gehalt von 3.630 € bekommen, gaben an Zusatzleistungen in Form von „Mitarbeiterrabatten“, „Gutscheinen“ u.Ä. zu erhalten.
Aus dem obigen Säulen-Diagramm zu den Zusatzleistungen pro Fachbereich wird ersichtlich, dass viele verschiedene Mitarbeiterbenefits in verschiedenen Fachbereichen der Pflege im Einsatz sind. Dennoch gehören die meisten dieser Zusatzleistungen mittlerweile zur Grundausstattung und positionieren einen deswegen nicht unbedingt direkt als attraktiven Arbeitgeber in der Pflege. Versuchen Sie in Ihrer nächsten Stellenausschreibung mit den Zusatzleistungen zu werben, die nicht so häufig von den Arbeitgebern in der Pflege vergeben werden. Oder lassen Sie sich Benefits einfallen für die es sich lohnt bei Ihnen, anstatt bei einem anderen Arbeitgeber in der Pflege, zu arbeiten. Somit gewinnen Sie nicht nur das Pflegepersonal auf dem Markt, sondern halten Ihre Mitarbeiter auch langfristig.
Zusatzleistungen für erfolgreichere Personalgewinnung und -bindung in der Pflege
Während das Finden qualifizierter Pflegefachkräfte auf dem leer gefegten Markt eine zentrale Rolle bei allen Pflegeunternehmen in Deutschland spielt, ist eine effektive Mitarbeiterbindung mindestens genauso wichtig. Der Pflegefachkräftemangel erfordert von den Arbeitgebern in der Pflege viel Zeit und Geld, um Stellen in der Pflege zu besetzen. Als Arbeitgeber in der Pflege sollte man sich deshalb Gedanken machen, welche Zusatzleistungen man neben dem Gehalt noch anbieten kann. Ziel ist es, sich als attraktiven Arbeitgeber auf dem Pflegemarkt zu positionieren, um so Pflegepersonal für sich zu gewinnen und dieses auch langfristig an sein Unternehmen zu binden. Denn niemand hat Lust nach langem Suchen und Einstellen einer Pflegekraft diese nach kurzer Zeit wieder suchen zu müssen, weil sie zu einem attraktiveren Arbeitgeber gewechselt ist.
Wir geben Ihnen an dieser Stelle acht Ideen an die Hand, die Sie bei Ihrer nächsten Stellenausschreibung umsetzten können und dabei für eine erfolgreichere Gewinnung und langfristigere Bindung des Pflegepersonals sorgen.
Auch bestehende Mitarbeiter überlegen sich angesichts von Leistungen wie der Zusatzversicherung oder der direkten Beteiligung am Unternehmenserfolg unter Umständen zweimal, ob sie wirklich zu einem neuen Arbeitgeber wechseln möchten.
Zusatzleistungen sind neben dem Gehalt ein entscheidender Punkt nach dem auch die Jobsuchenden gezielt in einer Stellenanzeige suchen und welche sie bewegen können, sich ausgerechnet bei Ihnen zu bewerben. Deshalb verstecken Sie nicht das, was Sie bieten. Kommunizieren Sie als Arbeitgeber in der Pflege die Mitarbeiterbenefits innerhalb Ihres Unternehmens transparent und auch außerhalb, am besten an erster Stelle in Ihrer Stellenausschreibung.
Stellenanzeige Beispiel der Mitarbeiterbenefits bei Mein-pflegejob.de
Arbeitgeber in der Pflege, die noch immer denken, dass sie eine Pflegefachkraft mit kostenlosen Getränken oder dem bekannten kostenlosen Obstkorb gewinnen und langfristig binden können, haben nicht verstanden was es heißt ein attraktiver Pflegeanbieter zu sein. Versuchen Sie Universallösungen von der Stange zu meiden und mehr ‚quer zu denken‘ – denn gerade das kann in der nächsten Stellenausschreibung für Sie sprechen und schnell der ausschlaggebende Grund werden, der die nächste Pflegekraft für Sie begeistert.